Unser Geläut ist im Jahr 1954 von der Firma Rüetschi in Aarau gegossen worden. Die Glocken sind zwischen 418 und 1730 kg schwer und wiegen zusammen 3,8 Tonnen. Das Geläut hat – was Experten bestätigen – einen ausgesprochen harmonischen Wohlklang, da alle vier Glocken aus dem gleichen Guss bestehen. Sie sind auf die Töne d, f, g und b gestimmt.
Die Glocken
Die Bonstetter Kirche verfügt über eine Glockensprache, nämlich über ein vierstimmiges Geläut. Eingeborene Dörfler verstehen diese Sprache noch sehr genau zu deuten. Jede Glocke hat ihre eigene Aufgabe und Bedeutung, allein, zu zweit oder im ganzen Quartett.
Die zweitkleinste wird Morgen-Glocke genannt. Sie läutete früher bei Sonnenaufgang (was bei vielen Anwohnern nicht gerade auf Gegenliebe stiess), heute um sieben Uhr und ruft die Menschen zum Tagewerk: „Auf, lasset uns wandeln im Lichte des Herrn!“ Sie zeigt auf ihrem Leib einen schönen Sonnenaufgang. Bevor es Wecker gab, haben sich die Menschen beim Erklingen der Morgenglocke von den Stroh- oder Laubsäcken erhoben und an die Arbeit gemacht.
Die kleinste Glocke, ein Geschenk der Holzkorporation, ist die Gemeinwerkglocke, die im Winter um halb acht Uhr läutet, aber nur dann, wenn die Bauern „ins Holz“ müssen: „Das Werk unserer Hände wollest Du fördern.“ Was damit gemeint ist, zeigt das Holzfällerbild auf ihrem Leib.
Um elf Uhr vormittags und nachmittags um drei Uhr im Winter oder um vier Uhr im Sommer läutet als Zweitgrösste die Mittagsglocke: „Mein Vater gibt Euch das wahre Brot.“ Sie zeigt auf ihrem Äusseren eine Tischgemeinschaft.
Die Grösste wird Abend- oder Betzeitglocke genannt. Sie läutet im Winter abends um sechs Uhr, im Sommer etwas später und trägt den Text: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewig.“ Beim Betrachten der dazu abgebildeten Beterin erübrigt sich die Frage, ob die Betzeitglocke nun mit einem oder mit zwei „t“ geschrieben werden müsste, von allein.
Der Stundenschlag kommt von der grössten Glocke, die Viertelstunden werden von den zwei Kleinsten geschlagen. Alle Glocken gemeinsam läuten den Sonntag jeweils um 19 Uhr am Samstag ein und am Sonntag aus, sie rufen zum Gottesdienst und ertönen zum Jahreswechsel in der Silvesternacht. Die Grösste allein läutet Gottesdienste aus und begleitet auch die Verstorbenen zu ihrer letzten Ruhe.
Bei Katastrophen, etwa einem Dorfbrand, wurde früher mit der zweiten und der vierten Glocke in unregelmässigem Abstand Sturm geläutet um die Menschen zu warnen und zur Hilfe aufzurufen.
Das alte Geläute war eingeschmolzen worden, weil sein Klang unrein und uneinheitlich gewesen war. So stammte die älteste Glocke aus dem Jahre 1421, also noch aus der Vorgängerkirche. Die übrigen Glocken folgten in unregelmässigen Abständen.
Offenbar muss dieses Geläut recht misslich getönt haben. Nur so ist das Geschenk des Hans Jakob Toggweiler zu verstehen, der im Jahr 1845 der Kirchgemeinde 600 Gulden schenkte unter der Bedingung: „…dass eine neue, vierte Kirchenglocke gegossen und das Kirchengeläute in bessere Harmonie gebracht werde!“ was der Stillstand mit bestem Dank angenommen hat.
Bonstetten hatte überhaupt viel Pech mit seinen Kirchenglocken. So wird z.B. von einer gesprungenen Glocke berichtet, die 1593 und bereits nach zwei Jahren noch einmal umgegossen werden musste, weil sie erneut gesprungen war. Das gleiche Schicksal erlitt sie ein drittes Mal im Jahr 1798. Auch die anderen Glocken mussten zum Teil mehrmals umgegossen werden. Nur die damals kleinste, „vermutlich über das 15. Jahrhundert hinaus [zurück] reichende u. ein unguter Klang habende Glocke blieb unverletzt…“, aber eben, sie tönte „ungut“, wie 1845 berichtet wird. Kein Wunder also, dass dieses Geläut aus zeitlich unterschiedlichen Güssen keine klangliche Einheit bilden konnte und darum nicht gerade einen Ohrenschmaus darstellte. Umso mehr freute man sich darum 1954 über das schöne, neue und wohlklingende Geläut.
Christine Werner
Die obigen Fotos des Glockenweihe stammen aus dem Privatarchiv von Willi Schumacher jun.
Wer nähere Angaben zum Jahr dieses Ereignisses machen kann, wird gebeten, sich mit dem Betreuer dieser Seiten, Martin Knitsch, eine E-Mail senden.