Bewegte Zeiten
Turm Uhr und Reformation
Die spätgotische Kirche Affolterns, die um 1480 erbaut wurde, erhielt fünfzig Jahre später auch eine Turmuhr. Sie wurde 1533 installiert. Das dazu gehörige Räderwerk blieb bis 1977 in Betrieb und ist heute im Zwilliker Dorfmuseum ausgestellt.
Der Einbau der Turmuhr fiel in eine bewegte Zeit. Humanistisch gesinnte Leute forderten damals eine grundlegende Erneuerung von Kirche und Gesellschaft aus dem ursprünglichen Geist des Evangeliums. Zu ihnen gehörte allen voran Huldrych Zwingli, der im Jahr 1521 eine Grundsatzdebatte auslöste, die so genannte Zürcher Disputation. Etwa gleichzeitig lebte und lehrte Heinrich Bullinger im Kloster Kappel mit einer grossen Ausstrahlung auf das benachbarte Zug und die Gemeinden im Säuliamt. Die neuen Ideen wurden mancherorts begeistert aufgenommen. In der Innerschweiz stiessen sie mehrheitlich auf erbitterte Ablehnung.
In dieser spannungsgeladenen Zeit wirkte in Affoltern ab 1517 der «Leutpriester» Jakob Näf. Er gehörte offensichtlich zu den reformorientierten Kräften. Denn unter seiner Leitung wurde die herkömmliche Messe bereits im Jahr 1526 abgeschafft. Und 1528 beteiligte er sich an den Berner Glaubensgesprächen. Als dann die Stimmung immer feindseliger wurde, kam es bekanntlich ein Jahr später zu einem ersten ernsthaften Zusammenstoss in Kappel, der mit der legendären Michsuppe noch einmal glimpflich ausging. Der eigentliche Krieg im Jahre 1531 endete jedoch mit einer empfindlichen Niederlage der evangelisch Gesinnten. Auch in Affoltern wusste niemand, wie es jetzt weitergehen sollte. Denn zusammen mit Huldrych Zwingli war auch Pfarrer Jakob Näf auf dem Schlachtfeld umgekommen.