Wenn das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird
Bildersturm und Entstehungssage der Jonenkapelle
Der folgende Abschnitt aus der «Affoltemer Kirchengeschichte» ist noch einmal der Reformationszeit gewidmet. Damals hatten sich bekanntlich an Stelle biblischer Inhalte allerlei Äusserlichkeiten breit gemacht. Und obwohl das hiesige Gotteshaus in schlichtem, spätgotischem Stil gehalten war, müssen sich mit der Zeit einige Statuen und Heiligenbilder eingeschlichen haben, was nach Ansicht der reformwilligen Kräfte allzu sehr vom Wesentlichen ablenkte. So wurde auch in der Kirche von Affoltern eines schönen Tages gründlich aus– und aufgeräumt. Und was ist näher gelegen, als dass man die anstössigen Objekte in den Jonenbach geworfen hat? Darunter soll, wie eine Legende berichtet, auch eine Marienstatue gewesen sein. Sie wurde von der Jonen weggetragen, fortgespült, immer weiter, über Zwillikon ins Jonental, wo sich ein Altgläubiger der Dahintreibenden erbarmt haben soll. Er hat sie ehrfürchtig an Land gezogen. Und liess an selbiger Stelle eine gut katholische Kapelle errichten. Natürlich gibt es für die Entstehung der Jonentalkapelle auch andere Erklärungsversuche. Aber mir gefällt diese Version am besten. Denn so nötig und verständlich die damalige «Aufräumaktion» erscheinen mag, ein Stück weit hat man das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Grundsätzlich ist ja nichts einzuwenden gegen Bilder, solang sie nicht vergöttert werden. Im Gegenteil. Der Glaube ist auf Sinnbilder und Symbole angewiesen: Und gerade über Gott kann niemand sprechen, ausser in bildhaften Vergleichen. In diesem Punkt sind sich die Konfessionen heute einig. Und so pilgert unsere Kirchgemeinde jeweils an Auffahrt zur Jonentalkapelle, um daselbst in der Taufe eine sinnbildliche Handlung zu vollziehen.