Kirchturmspitzen - Sie trotzen Wind und Wetter und sind oft das Erste, was man aus der Ferne von einer Ortschaft sieht. Entsprechend grosser Wert wurde stets in die Gestaltung
der Kirchturmspitzen gelegt. In Aeugst am Albis ziert ein goldenes Eichhörnchen die Kirche.

Wie das Eichhörnchen auf die Kirche kam

Kirchturmspitzen - Sie trotzen Wind und Wetter und sind oft das Erste, was man aus der Ferne von einer Ortschaft sieht. Entsprechend grosser Wert wurde stets in die Gestaltung
der Kirchturmspitzen gelegt. In Aeugst am Albis ziert ein goldenes Eichhörnchen die Kirche.

Artikel im Kirchenboten von Thomas Schaufelberger (erschienen irgendwann in der zweiten Hälfte der 90er Jahre)

Kirchturmspitzen - Sie trotzen Wind und Wetter und sind oft das Erste, was man aus der Ferne von einer Ortschaft sieht. Entsprechend grosser Wert wurde stets in die Gestaltung der Kirchturmspitzen gelegt. In Aeugst am Albis ziert ein goldenes Eichhörnchen die Kirche.

Wer auf die Idee kam, bei der Kirchenrenovation von 1967 ein goldenes Eichhörnchen zuoberst auf die Aeugster Kirchturmspitze zu stellen, kann heute niemand mehr sagen.

Der damalige Kirchenpflege- und Baukommissionspräsident Ernst Forster vermutet, dass die auf dem Kirchturm angebrachten Windfahnen «ziemlich alt und schäbig» gewesen seien und man sich daher für eine Neuanfertigung mit dem Wappentier der Gemeinde Aeugst entschieden habe.

An eines kann er sich aber gut erinnern: «Beim Montieren dachte ich, es sei ein wenig zu dick geraten.»

Mit Ernst Forster freuen sich heute viele über die originelle Kirchenspitze, die das Dorf seither hat. Nur vereinzelt waren auch andere Stimmen zu hören. So musste Ernst Benninger, Kirchenpflegepräsident in den siebziger Jahren, einmal die Frage einer Pfarrerstochter beantworten, ob es ihn nicht störe, dass anstelle eines «Güggels» ein Eichhörnchen über der Kirche wache. Das Dorf am Albis zeichnet sich bis in die Kirchturmspitze durch Einfallsreichtum
aus.

Lausbuben auf dem Kirchturm
Die kreative Ader der Aeugster bewiesen auch jene vier ,jungen Männer, die kurz vor der Neueinweihung der Kirche 1967 den noch eingerüsteten , Kirchturm verbotenerweise bestiegen. Über dem Gerüst war das neu montierte Eichhörnchen sichtbar. Dort oben - mit Rundsicht auf vierzehn Kantone vom Jura bis zum Glarnerland - legten sie an einem Sonntagnachmittag eine Tischplatte über das Wappentier und jassten auf dem Gerüst stehend in luftiger Höhe. Der spätere Aeugster Gemeindepräsident und Sigrist der Kirche, Rudolf Bieri, war einer der vier und berichtet vom damaligen Lausbubenstreich. Heute errege das Wappentier auf dem Kirchturm höchstens noch bei Gästen Aufsehen. Ihre Fragen beantworte er jeweils mit einem Hinweis auf das Aeugster Gemeindewappen.

"Den Feinden zur Abschreckung"
Die Totalrenovation der Kirche erfolgte 1967 unter Aufsicht des Bundes, genau dreihundert Jahre nach dem Kirchenbau von 1667. Der Theologe Hansrudolf Wirz setzte sich damals für den Bau ein. Unter anderem mit militärischen Argumenten konnte er die Kantonalregierung überzeugen. Der Standort der Kirche wäre «den Feinden im Notfall eine Schrecknuss», schrieb er nach Zürich. Zur Wiedereinweihung der Kirche gab es 1967 eine grosse «Chilbi», die bis heute alle drei Jahre wiederholt wird - ein von den Dorfvereinen selber gestalteter Anlass ohne Einbezug von professionellen Schaustellern. Die kreative Energie der Aeugster und Aeugsterinnen kommt dort genau so zum Ausdruck wie auf der Kirchturmspitze. Und das goldene Eichhörnchen sitzt dort oben und schaut auf das muntere Treiben herunter, als wolle es allen von dem besonderen Geist, der in dem kleinen Dorf lebt, erzählen.

Auch Ernst Benninger, der historisch interessiert und mit der Dorfgeschichte bestens vertraut ist, kann nur vermuten, wie das Eichhörnchen in das Wappen kam: «Möglicherweise gab es schon früher sehr viele dieser kleinen Nager in Aeugst.» Bereits 1605 jedenfalls wird das rote Tier im Wappenbuch von Dietrich Meyer erstmals erwähnt.

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